Der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) ist eine Art aus der Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae) und gehört zu den bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta).
Ursprünglich auf den Banda-Inseln und den nördlichen Molukken beheimatet, werden sie heute auch in Südamerika, Asien und Afrika kultiviert.
Es handelt sich um einen immergrünen Baum von 5 bis 18 m Höhe, der Stamm und die Zweige sind glatt, die Rinde ist grünlichgrau bis olivfarben. Die Blätter sind elliptisch geformt, oberseits dunkelgrün, untere Seite heller. Die Blüten sind zweihäusig und kurz gestielt. Die Blütezeit ist März bis Juli. Auf Plantagen werden zumeist weibliche Bäume kultiviert. Die ockergelben Steinfrüchte wachsen beerenartig, sind 8 bis 10 cm lang, der Durchmesser beträgt etwa 5 cm. Die Samen sind einzeln länglich, rundlich und von einem rötlichen, fleischigen Samenmantel umgeben. Der Samen, wie auch der Samenmantel, wird sowohl als Gewürz wie auch als Droge verwendet. In der Umgangssprache bezeichnet man den Samen als Muskatnuss oder Muskat und den Samenmantel als Muskatblüte oder Macis.
Die übliche Vermehrung erfolgt aus den Nüssen. Die Nüsse sind nur 8 bis 10 Tage keimfähig und dürfen beim schütteln nicht klappern. Sie werden so tief in die Erde gesetzt, dass ein Teil der Nuss noch sichtbar ist. Bis der Keim sichtbar ist sollte man eine Plastikfolie über den Topf stülpen und diesen dunkel stellen. Die Keimdauer beträgt circa 4 bis 8 Wochen. Die Nuss sollte auf alle Fälle 6 bis 8 Monate am Keimling bleiben.
Die Pflanze wächst am besten bei Temperaturen zwischen 20 °C und 30 °C und sollte die ersten 2 bis 3 Jahren schattig stehen.
Die weltweite jährliche Produktion von Muskatnüssen wird auf 10.000 bis 12.000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Die jährliche Nachfrage soll jedoch lediglich 9.000 Tonnen betragen. Die jährliche Produktion von Muskatblüte soll bei 1.500 bis 2.000 Tonnen liegen.
Indonesien und Grenada dominieren die Produktion und exportieren 75 Prozent beziehungsweise 20 Prozent der jährlichen Angebots. Andere Länder, in denen Muskatnussbäume angebaut werden, sind Indien, Malaysia, Papua-Neuguinea, Sri Lanka und einige karibische Inseln. Importiert werden die Gewürze vor allem in die Länder der Europäischen Union, den USA sowie Japan und Indien. Singapur und die Niederlande zählen zu den Ländern, die als Importeure und Exporteure eine große Rolle spielen.
Muskatnuss wird hauptsächlich als Gewürz, aber auch als Rauschmittel verwendet. In der Volksmedizin gilt sie als Aphrodisiakum und als Hypnotikum. Neben den Muskatnüssen und den Muskatblüten, ist der Muskatnussbaum auch eine Quelle für ätherisches Öl und die Muskatnussbutter.
In der Küche wird normalerweise frisch geriebene Muskatnuss verwendet, da ihr Aroma leicht flüchtig ist. Das Gewürz wird in Suppen und Eintöpfe, in Feingebäck und häufig auch in Fleischgerichten wie Frikadellen und Schweinebraten verwendet. Es eignet sich auch ausgezeichnet als Würzmittel für Blumenkohl, Kohlrabi und Pastinaken.
Das ätherische Öl wird entweder über Dampfdestillation aus zerkleinerten Muskatnüssen erzeugt oder durch Auspressen der Samen. Es ist farblos bis leicht gelb und riecht und schmeckt nach Muskatnuss. Es spielt eine wichtige Rolle in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. Es wird als natürliches Geschmacksmittel in Backwaren, Sirups, Getränken und Süßigkeiten verwendet, da es anders als geriebene Muskatnuss keine Rückstände in den Lebensmitteln hinterlässt. Anwendung findet das Öl beispielsweise auch in Zahnpasten und Medikamenten.
Muskatnussbutter ist halbfest und rötlichbraun gefärbt. Es schmeckt und riecht nach Muskatnuss. Es kann als Ersatz für Kakaobutter verwendet werden oder gemeinsam mit anderen Fetten wie beispielsweise Baumwollsamenöl oder Kokosnussöl verwendet werden. Muskatnussbutter wird in Indien aus minderwertigen Samen gewonnen; sie wird zur Herstellung von Kerzen, Zahnpasten, Seife und Parfum verwendet
In der traditionellen Medizin werden Muskatnuss und Muskatnussöl für Krankheiten des Verdauungssystems verwendet.
In Indien wird eine Salbe aus Muskatnusspulver und Wasser hergestellt, die Hautleiden wie Ekzeme oder Flechten lindern soll.
Vergiftungserscheinungen können bei einem erwachsenen Menschen bereits dann auftreten, wenn er 4 g Muskatnuss zu sich genommen hat. Typische Vergiftungserscheinungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Gleichgewichtsstörungen, Rauschzustände mit Halluzinationen. Als Rauschmittel hat Muskatnuss kein besonders hohes Suchtpotential, da eine der vielfältigen Nachwirkungen, eine häufig vorkommende Aversion gegen den Geschmack von Muskatnuss ist. Safrol wirkt mutagen und im Tierversuch karzinogen. Bei Kleinkindern kann bereits der Verzehr einer einzigen Muskatnuss zu lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen führen.
Den Ärzten der Antike war die Muskatnuss unbekannt. Die „Früchte“ des Muskatnussbaumes gelangten vermutlich mit den Kreuzfahrern nach Europa. Die erste gesicherte Überlieferung stammt von dem byzantinischen Arzt Simon Seth, der im 10. Jahrhundert über die Muskatnuss schrieb, „dass sie dem Magen, der Leber und dem Herzen nütze“, aber auch bereits vor derem übermäßigen Verzehr warnte, „weil sie dann den Eingeweiden schade“.
Die Muskatnuss wurde im 16. Jahrhundert als das Gold Ostindiens bezeichnet. Engländer, Spanier, Portugiesen und Holländer bekriegten sich wegen der Frucht des Muskatnussbaumes. In Folge der blutigen Auseinandersetzungen um die Muskatnuss wurde ein geschichtsträchtiger Tausch getätigt. Am 18. April 1667 tauschten die Engländer die kleine Insel Run im Ostindischen Archipel gegen eine viel größere Insel an der amerikanischen Ostküste ein, die bis dahin in holländischer Hand war. 1667 hatte diese Insel weniger als 1000 Einwohner, eine kleine Handelsstadt namens Manhattan. Heute findet man die Insel Run, wie auch die anderen Banda-Inseln, kaum noch auf einer Karte. Auf Kupferstichen des 17. Jahrhunderts wurde der Name der Insel in unverhältnismäßig großen Buchstaben dargestellt. Die Insel Run ist nur etwa 3000 m lang und 750 m breit. Sie galt als Ort sagenhafter Reichtümer, da sie mit Muskatnussbäumen bewachsen war. Zur Zeit der holländischen Vormachtstellung wurden auf vielen anderen Inseln die Muskatnussbäume abgeholzt. Die Niederländische Ostindien-Kompanie wollte damit eine Monopolstellung im Handel aufbauen, was ihnen zeitweise auch gelang. Als der Muskatnuss in England während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben wurde, die einzig wirksame Medizin gegen die Pest zu sein, waren die Preise nicht mehr aufzuhalten. Mitte des 16. Jahrhunderts verkauften die einheimischen Händler auf den Banda-Inseln zehn Pfund Muskatnuss für weniger als einen englischen Penny. In England wurde Muskatnuss für mehr als zwei englische Pfund und zehn Shilling verkauft, also eine Gewinnspanne von 60.000 Prozent. (Dies aber nur, wenn die Schiffe mit ihrer Fracht auch wieder zurückkamen, und das waren bei weitem nicht alle.)