Estragon (Artemisia dracunculus) ist eine ausdauernde Staude, die 60-120 cm hoch wird. Sie gehört zur Familie der Korbblütengewächse. In Südeuropa findet man Estragon als Wildpflanze. Dorthin soll er jedoch schon vor langer Zeit aus dem Fernen Osten gelangt sein. Der im guten Gemüseladen frisch erhältliche oder getrocknet vertriebene Estragon stammt jedoch aus landwirtschaftlichem Anbau, am deutschen Markt vorrangig aus den Balkanländern und den Niederlanden.
Zum Würzen verwendet man die jungen Triebe oder die Blätter, die mehrmals im Jahr geerntet werden können. Da der Gehalt an würzenden ätherischen Ölen kurz vor der Blüte am höchsten ist, sollten die 20-30 cm langen Triebspitzen zu diesem Zeitpunkt abgeschnitten werden.
Estragon eignet sich für die Herstellung von Estragonessig, Estragonsenf und zum Einlegen von Gurken. Ansonsten verwendet man ihn gerne zum Würzen von Geflügel, Reis oder gekochtem Fisch. In der Sauce Béarnaise und anderen Saucen darf er nicht fehlen.
Estragon gilt als das einzige, bekanntere Küchengewürz, daß von den Römern noch nicht verwendet wurde. Die ältesten Hinweise über seine Verwendung als Gewürze stammen aus China, und zwar aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend. Später würzten die Araber damit ihre Speisen. Ob sie den Estragon selbständig in Kultur nahmen oder ob sie ihn von den Chinesen übernahmen, ist nicht zu entscheiden.
Im nahen Osten wird er erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt, die erste Nachricht über den Estragon im Abendland gibt der Italiener Simon Genuensis zu Ende des 13. Jahrhunderts.
Estragon wirkt verdauungs- und gallenflußfördernd sowie harntreibend und enthält viel Kalium. Es wurde als Heilpflanze bei Wassersucht, Nierenträgheit, bei Appetitlosigkeit, Magenschwäche und Blähungen gebraucht. Er galt sogar einst als ein Heilmittel, das vor Schlangenbissen schützen sollte. Als Hausmittel lindert Estragonöl Rheuma und Muskelkrämpfe.