Die Esskastanie (Castanea sativa Mill.), auch Edelkastanie oder Echte Kastanie genannt, ist eine Baumart in der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Ursprünglich stammt die Esskastanie aus Vorderasien, fand aber durch Kultivierung, die von den Römern begonnen wurde, besonders auch in Südeuropa (Italien, Spanien, Portugal, Frankreich) und Nordafrika Verbreitung.
Esskastanien sind sommergrüne Bäume oder Sträucher. Bäume können bis zu 30 m hoch werden und bilden häufig eine weit ausladende Krone. Die 15 bis 30 cm langen Blätter sind lanzettlich geformt mit spitz gezähnten Rändern. Esskastanien können ein Alter von über 1.000 Jahren erreichen.
Esskastanien sind üppig blühende, einhäusige Pflanzen. Ihre getrenntgeschlechtlichen Blüten erscheinen im späten Frühjahr. Aus den unscheinbaren, kleinen weiblichen Blüten entwickeln sich die stacheligen Fruchtschalen, in deren Innerem die braunen Früchte heranreifen. Die nussartigen Früchte sind essbar und werden meist Maronen, Maroni oder Marroni genannt (von französisch: marron, griechisch: maraon). Erste Fruchterträge sind nach 20 Jahren zu erwarten. Die Erntezeit der Esskastanien ist im September, Oktober und November.
Die Esskastanie sollte nicht mit der Rosskastanie verwechselt werden, deren Früchte für den Menschen ungenießbar sind und sogar Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Trotz einigen ähnlichen Merkmalen sind Esskastanie und Rosskastanie miteinander nicht näher verwandt. Eng verwandt ist sie hingegen mit Buche und Eichen, da alle drei zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae) gehören.
Das Holz der Esskastanie ist sehr wertvoll. Neben der Möbelproduktion wurde es auch bevorzugt zur Herstellung von Rebenpfählen sowie zur Produktion von Fässern und im Schiffsbau genutzt, da es weitgehend resistent gegen Nässe und Fäulnis ist.
Seit der Römerzeit ist die Esskastanie auch in wärmeren Gebieten Deutschlands verbreitet. Sie ist unter anderem am Rand des Pfälzer Waldes (der sogenannten Haardt) und im Taunus heimisch. Der dortige landessprachliche Name für die Frucht ist Keschde.
Ungewöhnlich große Esskastanien finden sich auch im klimatisch milden Südengland. Im italienischen Nationalpark Foreste Cantinesi bilden Edelkastanien zum Teil Reinbestände und alte Kastaniengärten befinden sich auch auf Madeira, Korsika und den Kanarischen Inseln. Reine Edelkastanienwälder finden sich auch an den Hängen des Mecsek-Gebirges im Süden Ungarns sowie in einigen sonnigen Abschnitten des Donauknies nördlich von Budapest. Die größte Esskastanie Deutschlands wächst im Gemeindewald Hainfeld in der Nähe des Forsthauses Heldenstein im Pfälzerwald. Sie hat einen Brusthöhendurchmesser von 1,10 m und einen astfreien Stamm von 8 m.
Maronenpüree ist eine typisch ungarische Spezialität, ohne die ein Winter in Ungarn undenkbar wäre. Es wird in nahezu jeder ungarischen Konditorei angeboten. Aus dem Püree lassen sich beispielsweise auch schmackhafte Kuchen herstellen. Die Herstellung einer süßen Krem aus dem Fruchtmark ist aber auch in anderen Anbaugebieten (beispielsweise Südfrankreich) verbreitet. Korsika ist bekannt für sein Kastanienmehl, aus dem Suppe und eine Art Polenta hergestellt werden. Um Kastanienmehl zu erhalten, werden die Kastanien erst getrocknet, dann geröstet und schließlich gemahlen. Seit einigen Jahren gibt es auf Korsika auch Bier mit Kastanienmehl (Pietra), es schmeckt mild und würzig. In Deutschland und Österreich werden Esskastanien oft geröstet auf Weihnachtsmärkten angeboten. In Österreich werden diese Verkaufsstände als Maronibrater bezeichnet. Des Weiteren finden Maronen Verwendung als Füllung von gebratenem Geflügel (beispielsweise Gans oder Truthahn) oder als gekochte Beilage statt Kartoffeln.
Die Esskastanien werden vorher am spitzen Ende kreuzweise eingeschnitten und etwa 10 Minuten im Backofen bei 200 °C) geröstet. Vor dem Verzehr werden die Maronen geschält und die darunterliegende braune Haut entfernt. Weiterhin sollte man die unter der Schale befindlichen Härchen gründlich entfernen, da diese sehr bitter schmecken. Zur Herstellung eines Pürees müssen die Maronen vorm Pürieren etwa 20 Minuten in kochendem Wasser gedünstet werden.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wütet ein aus Asien stammender Pilz unter den Kastanien, es handelt sich dabei um den sogenannten Kastanienrindenkrebs (Endothia parasitica = Cryphonectria p.). Dieser Pilz wurde erstmals 1904 im New Yorker Zoo entdeckt, bereits im Jahr 1937 waren 99 Prozent aller Bäume in den USA befallen oder abgestorben. 1938 tauchte der Pilz in Genua auf, und schon in den 1950er Jahren hatte er Südtirol erreicht. Im Jahr 1992 wurde er schließlich auch in Deutschland entdeckt.
Der Pilz dringt über Verletzungen der Rinde in den Baum ein; die Sporen werden von Wind, Regen, Insekten, Vögeln und Menschen verschleppt. Die Blätter werden zwar nicht befallen, sie welken jedoch, weil der Pilz die Wasser- und Nährstoffzufuhr beeinträchtigt. Der Baum geht schließlich ein, wenn die Nährstoffzufuhr komplett unterbrochen ist.