Die traditionelle Englische Küche steht in dem Ruf, schwer verdaulich und langweilig – weil wenig gewürzt – zu sein oder eigenartige Geschmacksvarianten miteinander zu kombinieren, man denke nur an Lammfleisch mit Minzsauce.
Tatsächlich gibt es jedoch einige ausgezeichnete Gerichte der englischen Küche, zum Beispiel Yorkshire Pudding oder der vor allem auf dem Land oft sehr gute Pork Pie. Manche Gerichte sind auch an Einfachheit der Zubereitung schwer zu übertreffen, etwa Cheese on Toast oder Baked Beans. Die meisten Pubs bieten eine auch für Zugereiste ganz annehmbare Vielfalt von Gerichten.
Uneingeschränkt empfehlenswert ist das traditionell sehr reichhaltige englische Frühstück, das in der Regel in folgender Reihenfolge genossen wird: Zuerst ein kleines Müsli (meist cereals aus der Packung) mit Milch, dazu ein Glas Orangensaft. Dann gebratenen bacon (eine Art Schinken) mit Spiegel- oder Rührei, einer gebratenen Tomate, Champignons, zwei Würstchen, evtl. auch gebratene Blutwurst (Black Pudding). Anschließend verzehrt man üblicherweise noch ein oder zwei Scheiben Toast (idealerweise in der Pfanne geröstet) mit bitterer Orangenmarmelade. Viele Abwandlungen sind möglich.
Insbesondere Migranten aus Indien oder afrikanischen Ländern haben dazu beigetragen, dass die englische Küche sich der Welt geöffnet hat und auf einem vergleichsweise hohen Niveau angekommen ist. Tatsächlich ist die typisch englische Küche im Alltag auf breitem Rückzug, zu Gunsten einer breiteren, (post-kolonial) britischen Identität. Heutige Lieblingsgerichte sind auch italienischen Ursprungs, wie z.B. Lasagne oder Pizza, aber ebenso aus anderen Teilen der Welt.
Mit Jamie Oliver hat England inzwischen auch einen sehr populären Star-Koch, der unter dem Spitznamen „Naked Chef“ mit einfachsten Mitteln delikate Gerichte zubereitet. Oliver hat sicherlich einiges dazu beigetragen, dass die Englische Küche einen Teil ihres schlechten Rufs wieder verloren hat, nicht zuletzt, weil er einen Schwerpunkt auf einen eher mediterran angehauchten Stil (Olivenöl, Balsamico) legt. Aber nach wie vor bleiben die Feinheiten der Küche gerade für Touristen auch über längere Zeit verborgen.