Die Fünf-Elemente-Lehre ist eine taoistische Theorie zur Naturbeschreibung und wird häufig als chinesische Entsprechung zur abendländischen Vier-Elemente-Lehre bezeichnet. Beiden Theorien gemeinsam ist, dass sie sich letztlich zurückführen lassen auf die archaische, bewusste Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur, sie sind ein Ergebnis seiner Orientierungssuche in der Welt. Dennoch sind beide Denkansätze nur bedingt vergleichbar:
Die Vier-Elemente-Lehre nach Empedokles stellt die Frage nach den fundamentalen Bestandteilen aller Materie, betont also den statischen Charakter des Seienden.
Die Fünf-Elemente-Lehre untersucht dagegen die Gesetzmäßigkeiten, nach denen dynamische Prozesse (Wandlungen) im Bereich des Lebendigen ablaufen, betont also Werden, Wandlung und Vergehen. In der griechischen Philosophie wurde ein ähnlicher Ansatz insbesondere von Heraklit verfolgt: ?Alles fließt?.
Die Fünf-Elemente-Lehre ist von großer Bedeutung im Feng Shui, Tai-Chi und Qigong.
Die fünf Elemente stellen Wandlungsphasen von Prozessen oder Aktionsqualitäten dar. Es handelt sich daher nicht um Elemente im Sinne von Bestandteilen, sondern um Aspekte eines dynamischen Ablaufes, der als zyklisch erlebt und meist in einem fünfgeteilten Kreis im Uhrzeigersinn dargestellt wird. Die Vorstellung organischer Prozesse als zyklisch bedeutet jedoch nicht eine stetige, monotone Wiederholung, sondern beinhaltet ebenso eine (im Westen meist linear gedachte) Evolution: jeder Durchlauf des zyklischen Prozesses verändert die Ausgangslage für den folgenden Durchlauf.
Die im Prozess wechselnden Phasen werden häufig an der Jahreszeitenfolge verdeutlicht: Wasser steht unten als ruhender Ausgangspunkt und wesentlicher Bestandteil jeder Dynamik, und entspricht dem Winter. Holz folgt als vorbereitende, expandierende Phase, (Vor)frühling. Feuer bildet den Höhepunkt der eigentlichen Aktion; es steht für den Sommer. Erde steht für den wandelnden Aspekt, der im zyklischen Prozess Evolution bewirkt (etwa die Metamorphose hin zur Fruchtbildung) sowie den Spätsommer. Metall konzentriert und strukturiert die Aktion, dies gewährleistet die Wirkung der Aktion, entsprechend der Reifung im Herbst. Dem schließt sich wieder die Ruhephase (Wasser) an.
In der besprochenen Reihenfolge nähren sich die Elemente einander, sie stehen etwa in der Relation wie Eltern zu Kindern: Wasser nährt Holz, Holz nährt Feuer und so fort. Diese Relationen bilden den Nährungszyklus (zyklisch im Uhrzeigersinn)
Die Nährung bewirkt umgekehrt, dass jedes Element sich durch Schwächung seines Vorgänger entwickelt (zyklische Relation entgegen dem Uhrzeigersinn)
Mangel bzw Überfluss einer der 5 Elemente des betrachteten Prozesses würde den Prozess insgesamt stören beziehungsweise seinen Träger (einen lebendigen Organismus) schädigen. Kontrollierende Eingriffe können nicht willkürlich erfolgen, ohne den Prozess zu stören. Vielmehr soll die inhärente Gesetzmäßigkeit auch bei der Prozesskontrolle von außen berücksichtigt werden: Wasser kontrolliert Feuer (Beispiel: Kühlen durch Verdampfen) Holz kontrolliert Erde (Beispiel: Pflug) Feuer kontrolliert Metall (Beispiel: Esse) Erde kontrolliert Wasser (Beispiele: Damm, getöpferte Schale) Metall kontrolliert Holz (Beispiel: Messer, Hobel) Die Kontrollrelation ist deshalb ein Pentagramm im Kreis, dass dadurch entsteht, dass jedes Element auf seinen Nach-Nachfolger einwirkt.
Die entgegengesetzte Relation (auf den Vor-Vorgänger) wird als destruktiv, verletzend beschrieben. So schädigt beispielsweise Wasser Erde (Erosion, Überschwemmung).
Eine im Westen weniger bekannte Anordnung der 5 Elemente ergibt sich, wenn das wandelnde Prinzip der Erde in den Mittelpunkt des Rades rückt und die verbleibenden 4 Elemente auf 2 orthogonalen Achsen angeordnet werden: Vertikale: Wasser unten (großes Yin, Statik) ? Feuer oben (großes Yang, Dynamik) Horizontale: Holz links (kleines Yang, Expansion) ? Metall rechts (kleines Yin, Kontraktion)
Diese orientierende quaternio stellt das Wirkprinzip des Prozesses anstelle der Prozessdynamik selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung und ähnelt damit den orthogonalen westlichen Begriffsystemen, die der Orientierung dienen (Beispiel: Vier-Elemente-Lehre, Kompassrose, kartesisches Koordinatensystem, Vier Jahreszeiten) In der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) wird die vertikale Achse als konstitutionell, die horizontale als situativ bezeichnet.
Beide Darstellungen (die zyklische und die kosmische) können als 2 verschiedene ebene Projektionsmöglichkeiten ein und derselben räumlichen Pyramide ( mit der Erde an der Spitze und einem Scheitelwinkel von 36 Grad) aufgefasst werden. Diese Eigenschaft zeigt, dass beide planaren Darstellungen nicht alternativ nebeneinander stehen, sondern (dreidimensional) konstruktiv ineinander übergeführt werden können (vgl die beiden Anordnungen der Acht Trigramme „alter Himmel“ und „neuer Himmel“ im I Ging)