Während Ernährung das ist, was Mensch, Tier und Pflanzen am schieren Leben hält, so geht es bei der Esskultur um mehr. Speisen als Symbole der Reinheit oder auch der Sünde, regionale Spezialitäten und damit kulturelle Identifikation, Dekoration und Tischsitten, Regeln, Rituale oder gar Zeremonien, das alles beinhaltet dieser weite Begriff. Seit der Antike (Brot und Spiele) hatte das Essen stets mit der gesellschaftlichen Stellung und politisch-religiöser Macht zu tun.
Man ist, was man isst – das Essen war und ist auch Ausdruck des sozialen Status, aber auch Gesundheit und Wohlbefinden hängen von der Qualität und Form der Ernährung ab.
Heute bestimmen in unserem Kulturkreis weniger die Fastengebote als vielmehr die Einsicht in gesundheitliche Zusammenhänge eventuelle Bestrebungen zur Mäßigung. Gleichzeitig dominieren die Hektik und damit Fertignahrung und Fast-Food unseren Alltag. Die Kochkunst hingegen ist bestimmt von Tradition und Innovation, denn das Kochen war einer der ersten kreativen Akte der Menschheit, die Haute Cuisine versteht sich als echte Kunst. Die Esskultur hat umgekehrt auch die Menschen beeinflusst: weil unsere frühen Vorfahren ihre Speisen garen konnten, bildete sich ihr Gebiss mit der Zeit zurück, und der Mund wurde schließlich zur Artikulation von Sprache tauglicher.