Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) ist eine Vogelart aus der Familie der Fasanenartigen (Phasianidae) und der Ordnung der Hühnervögel (Galliformes).
Es ist sehr scheu und stellt große Anforderungen an seine Umgebung. In Europa ist er nur noch selten und nur in alten, unberührten Bergwaldregionen anzutreffen, z.B. in Slowenien (Smrekovec etc., beobachtet und untersucht dort von Miran Cas, slow. Forstwirtschaftler).
In Deutschland steht das Auerhuhn bundesweit als vom Aussterben bedrohte Vogelart auf der „Roten Liste“. Aber nicht nur in Deutschland geht es mit ihm bergab, auch im übrigen Verbreitungsgebiet von Schottland im Westen bis ins ferne Sibirien müssen wir einen deutlichen Rückgang der Art beobachten. Und das unabhängig davon, ob diese Vogelart noch bejagt wird, oder ob die Bejagung, so wie in Deutschland, schon seit Jahrzehnten ruht.
Das Auerhuhn ist ein Standvogel der großen, lichten Waldgebiete Europas und Nordasiens. Sein ursprünglicher Lebensraum umfasst in erster Linie die Taiga Nord- und Osteuropas, daneben auch die ursprüngliche Nadelwaldzone der Alpen und Mittelgebirge. Die bei uns heimische Auerhuhn-Rasse – wissenschaftlich Tetrao urogallus major – besiedelt in Deutschland neben den Alpen den Schwarzwald, den Bayerischen Wald, das Fichtelgebirge und den Harz. In weiteren Gegenden wie im Frankenwald, im Spessart, im Oberpfälzer Wald oder im Odenwald ist die Art am Aussterben oder bereits verschwunden. Im Bayerischen Wald, im Schwarzwald und im Harz geht die Zahl der überlebenden Auerhühner trotz massiver Aussetzaktionen weiter zurück.
Gemeinsam ist beiden Geschlechtern ein weißer Spiegel am Schwingenbug. Vor allem im Winter sind die Ständer (=Füße) befiedert, seitlich der Zehen stehen kleine Hornstifte ab (Schneeschuh-Effekt), wovon die Familienbezeichnung „Rauhfußhühner“ abgeleitet wird.
Diese sog. Balzstifte bilden sich im Winter auch meistens ziemlich deutlich in der Fährte im Schnee ab. Dabei ist eine Unterscheidung der Geschlechter meist problemlos an der Größe der Trittsiegel möglich.
Über den Augen zeigen sich bei Hahn und Henne beiderseits eine nackte, auffällig rote Hautstelle, die sogenannten Rosen.
Die Auerhuhnküken sind in ihrer frühesten Jugend ähnlich gefärbt wie die Hennen und haben eine charakteristische schwarze Kopfplatte. Später, ab etwa Anfang August verändert sich die Färbung der Hahnenküken zunehmend mehr in Richtung auf das spätere Aussehen, ihr Gefieder wird dunkler, insgesamt sind sie dann auch schon deutlich größer als die Hennenküken. Auerhuhn-Eier entsprechen in Größe und Form in etwa Hühnereiern, sie sind aber meist deutlich braun gefleckt.
Die Losung des Auerwildes besteht je nach Jahreszeit und aufgenommener Nahrung aus ca. 1 cm breiten und 5 – 6 cm langen Walzen von harter oder breiiger Konsistenz. Im Winter sind Nadelreste erkennbar. Das sog. Falz- oder Balzpech, eine schwarzglänzende Ausscheidung des Blinddarms wird das ganze Jahr über abgegeben, hat also keinen Bezug zur Balz.
Beim Fliegen sind die Auerhühner besonders beim Start schwerfällig und polternd, weshalb auch dichte Wälder gemieden werden. Im Flug werden immer wieder Gleitflug-Phasen eingelegt, wobei ein charakteristisches Pfeifen zu hören ist. Generell sind die Auerhühner keine geschickten und gewandten Flieger, lieber bewegen sie sich am Boden fort; auch bei Störungen z.B. durch den Menschen versuchen sie meist zu Fuß die nächste Deckung zu erreichen.
Das Auerhuhn ist an seinen ursprünglichen Lebensraum – nadelbaumreiche, lichte, stufige Wälder mit reicher Bodenvegetation aus überwiegend Heidelbeerkraut – aufgrund seiner bevorzugten Nahrung, seinem Sicherheitsbedürfnis und seinem Flugverhalten hervorragend angepaßt, eben leider zu gut angepasst, da es letztlich zu unflexibel ist, in anderen Waldaufbauformen zu überleben.
An ihren Lebensraum stellen die Auerhühner, insbesondere die Auerhennen, die Küken führen folgende Ansprüche: notwendig ist eine innige Mischung aus Nahrungsangebot – v.a. Heidelbeersträucher – und Deckung mit Übersicht. Diese Qualitätskriterien erfüllen normalerweise am Besten lichte Althölzer aus Fichte und Kiefer mit reichlich Bodenvegetation und beginnender Verjüngung an nicht zu steilen, trockenen Hängen, also kurz gesagt: alte dicke Bäume, dazwischen schon stellenweise nachwachsende Verjüngung, um sich darin zu verstecken, hinreichend Sicht und Flugmöglichkeit. Als Bodenvegetation wünscht sich das Auerhuhn möglichst viele Beersträucher, seine Lieblingsnahrung. Und das Ganze sollte vorzugsweise an einem schwach geneigten, südlich exponierten Hang liegen. In den Tieflagen sind solche Waldformen häufig durch menschliche Übernutzung der Wälder, vor allem aber durch Streunutzung entstanden.
In den klimatisch rauhen Hoch- und Kammlagen der Mittelgebirge und des Hochgebirges sowie in der Taigaregion in Skandinavien und Russland wachsen die Wälder von Natur aus eher lückig, so dass sich dort ganz natürlich derartige, für die Auerhühner optimal geeigneten Waldstrukturen bilden. Dichte, jüngere Waldteile werden meist gemieden, da sie häufig weder Deckung noch Nahrung bieten und zudem den Flug dieses großen Vogels behindern.
Das Auerhuhn ist ein hochspezialisierter Pflanzenfresser; im Sommerhalbjahr ernährt es sich fast ausschließlich von Heidelbeerblättern und Beeren, daneben auch von Grassämerei und jungen Sprößlingen. Als Küken in den ersten Lebenswochen sind die Auerhühner auf tierisches Eiweiß in Form von Insekten angewiesen, wobei das Angebot an erreichbarer Nahrung sehr stark vom Witterungsverlauf abhängt. Im Winter besteht die Nahrung hauptsächlich aus Nadeln und Knospen von Kiefer, Fichte, Tanne und Buche. Zum Aufschließen und Zermalen ihrer Nahrung nehmen die Auerhühner Magensteinchen, den sog. Grit auf.
Grundsätzlich ist die Siedlungsdichte des Auerhuhns ebenso wie bei den meisten anderen Tierarten von der Qualität des Biotops abhängig; die höchste Siedlungsdichte ergibt sich dabei in sonnendurcfluteten, lichten, alten Beerkraut-reichen Mischwäldern aus Fichte, Kiefer, Tanne und etwas Buche. Dabei liegt die Dichte, bezogen auf den Frühjahrsbestand, bei etwa 4 Auerhühnern je 100 ha. In ähnlichen Siedlungsdichten lebt das Auerwild auch in Taiga und Tundra. Das Auerhuhn war also nie, entgegen vieler jagdlichen Legenden, eine Tierart, die in großer Dichte gelebt hat. Erwachsene Hähne, die streng territorial leben, beanspruchen ein Streifgebiet von etwa 50 bis 60 ha besiedelbare Fläche, Hennenreviere sind etwa 40 ha groß, wobei sich die Reviere von Hahnen und Hennen überschneiden können.
Auerhühner sind typischerweise Tagwild, d.h. ihre Aktivität beschränkt sich fast ausschließlich auf die hellen Stunden des Tages. Die Nacht verbringen sie normalerweise auf Bäumen; dabei suchen sie sich alte Bäume, in deren starkem Geäst sie sitzend schlafen. Derartige Schlafbäume werden oft für mehrere Tage beibehalten, weshalb sich unter ihnen dann häufig viel Losung findet. Brütende Auerhennen verbringen die Nacht am Boden, ebenso wie die Küken führenden Hennen in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen. Zur übrigen Zeit sind die Hennen deutlich seltener am Boden zu finden als die Hähne. Besonders im Winter sind die meisten Fährten im Schnee Hahnenfährten.
Die Balzzeit des Auerwildes beginnt je nach Witterungsverlauf, Vegetation und Höhenlage im März und dauert etwa bis Anfang Juni. Dabei findet zu Beginn der Morgendämmerung die sog. Baumbalz auf einem aussichtsreichen, starkastigen Baum statt. Auffallend ist dabei die Haltung – gefächerter, steil aufgerichteter Schwanz und hochgereckter Kopf – und der Balzgesang, bestehend aus dem sog. Knappen, Trillern, Hauptschlag und schließlich dem Wetzen.
Später, hauptsächlich wenn Hennen vorhanden sind, geht die Balz am Boden weiter. Hierzu verstreicht der Hahn von seiner in der Nähe gelegenen Singwarte zu einer Bestandeslücke, um dort weiter zu balzen. Die Hennen halten sich nach einer Zeit des Umherstreichens nur während der kurzen Zeit der Hauptbalz am Balzplatz auf, wo sie dann auch vom jeweils ranghöchsten Hahn getreten werden. In dieser Phase sind Auerhühner Störungen gegenüber am empfindlichsten, selbst durch einzelne Beobachter können die Hennen veranlasst werden, wodurch ein Tretakt während der relativ kurzen, empfängnisbereiten Zeit verhindert wird. Im Herbst findet daneben die sog. Herbstbalz statt; dabei werden jedoch nur die Balzgebiete für die kommende Saison abgegrenzt.
Etwa drei Tage nach dem Tretakt beginnt die Henne mit der Eiablage, innerhalb von 10 Tagen ist dann das Gelege mit durchschnittlich 8, in Extremfällen zwischen 5 und 12 Eiern fertig gelegt. Die anschließende Brut dauert je nach Witterung und Höhenlage zwischen 26 und 28 Tage.
In der Anfangszeit sind die Hennen sehr störungsempfindlich, sie verlassen dann sehr schnell den Brutplatz. Später dulden sie Störungen meist, ducken sich tief in ihr meist unter Ästen oder Wipfeln verstecktes Nest.
Nach dem Schlüpfen müssen die Küken – wie alle Hühnervögel Nestflüchter – etwa 14 Tage lang von der Henne gehudert (gewärmt) werden, bis sie in der Lage sind, ihre Körpertemperatur von selbst aufrecht zu erhalten. Dabei sind sie häufig nur für Minuten in der Lage, sich von der wärmenden Henne zu entfernen und nach Nahrung zu suchen. In dieser Zeit brauchen sie zudem hauptsächlich tierisches Eiweiß in Form von Insekten, v.a. Raupen und Puppen. Von entscheidender Bedeutung ist daher zu dieser Zeit neben der Störungsarmut der Witterungsverlauf: bei nasskaltem Wetter müssen die Küken häufiger und länger gehudert werden, gleichzeitig sind die Insekten weniger aktiv, also auch weniger erreichbar.
Etwa Anfang September lösen sich die Gesperre auf, anfangs verstreichen die Junghähne, später auch die Junghennen.
Die wichtigsten Ursachen für den derzeit zu beobachtenden Rückgang der Auerhühner sind Klimaschwankungen und Stickstoffemmissionen mit ihren massiven Auswirkungen auf die Vegetation, Intensivierung der Forstwirtschaft und die zunehmende Beunruhigung durch Touristen.
Hegemaßnahmen beschränken sich i.d.R. auf forstliche und jagdliche Maßnahmen. Mit der Ausweisung von Wildschutzgebieten mit einer Regelung zur Betretung wird versucht, den Erholungsverkehr während der störungsempfindlichen Zeit zu kanalisieren. Flankierend zu sonstigen Maßnahmen wird auch das Raubwild scharf bejagt.
Als forstliche Maßnahme ist es erforderlich, auf großen Flächen einen möglichst vielseitigen Wald zu schaffen und zu erhalten, der die Habitatansprüche der Auerhühner erfüllt. Dabei darf besonders der Anteil der alten, lichten, beerkrautreichen Waldbestände nicht zu gering werden, auch müssen Verbindungskorridore zwischen derartigen besiedelungsgünstigen Teilen erhalten bleiben. Nachteilig ist eine intensive „Verdrahtung“ der Landschaft mit Forstkulturzäunen, da diese für das Auerwild vor allem bei der Flucht zu fast unsichtbaren Flugbarrieren werden, an denen sie sich schwer verletzen können.