Die Tunesische Republik (al-dschumhuriya at-tunisia), kurz Tunesien, ist ein Staat in Nordafrika, der an das Mittelmeer, Algerien und Libyen grenzt. Tunesien ist ein beliebtes Ziel für europäische Touristen welche in den Küstenorten wie Hammamet, Sousse, Port El-Kantaoui Erholung suchen, die Wüste Sahara im Süden erkunden wollen oder archäologische Fundstellen wie Karthago, nicht weit von der im Norden des Landes gelegenen Hauptstadt Tunis, besichtigen wollen.
Tunesien wurde im 1. Jahrtausend v. Chr. von Berbern bewohnt, bevor die Phönizier Handelskolonien an der Küste gründeten. Zur bedeutendsten Kolonie stieg bald Karthago auf, das im 5. Jahrhundert v. Chr. das westliche Mittelmeer beherrschte. In den Punischen Kriegen wurde es aber von Rom besiegt und zerstört. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches wurde Tunesien Teil des Vandalenreichs, dass aber im 6. Jahrhundert von Byzanz erobert wurde.
Nach der Unterwerfung des Landes durch die Muslime im 7. Jahrhundert wurde Ifriqiya bzw. Tunesien Reichszentrum der Aghlabiden, Fatimiden und Hafsiden.
Während des 16. Jahrhunderts versuchte Spanien die Herrschaft über Tunesien zu erringen, wurde aber von den Osmanen und den mit ihnen verbündeten Korsaren vertrieben. Unter der osmanischen Oberherrschaft kamen 1705 die Husainiden an die Macht. Auch wenn sie wieder politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung ermöglichten, wurde Tunesien 1883 dennoch ein Protektorat Frankreichs. Nachdem das Land während des 2. Weltkriegs Schauplatz heftiger Kämpfe geworden war, erlangte es 1956 seine Unabhängigkeit und wurde eine Republik. (siehe auch die Liste der französischen Ministerresidenten, Generalresidenten und Hochkommissare)
Tunesien ist mit dem Libanon eines der am westlichsten geprägten arabischen Länder.
Tunesien ist eine Republik mit einem starken Präsidialsystem welches durch eine einzige politische Partei beherrscht wird. Präsident Zine EL-Abedine Ben Ali ist seit 1987 im Amt, als er Habib Bourguiba aus Altersgründen absetzte (Jasminrevolte), welcher seit Tunesiens Unabhängigkeit von Frankreich 1956 Präsident gewesen war. Die einzige an der Regierung beteiligte Partei, die konstitutionelle demokratische Versammlung (RCD), war 25 Jahre lang die einzige zugelassene Partei – in dieser Zeit war sie als die sozialistische Destourian Partei bekannt (PSD) – und beherrscht noch heute das politisches Leben. Der Präsident wird auf fünf Jahre gewählt – praktisch ohne Opposition – und ernennt einen Premierminister (Mohamed Ghannouchi seit 1999) und ein Kabinett. Regionale Gouverneure und lokale Verwalter werden ebenfalls durch die Zentralregierung ernannt; beratende Bürgermeister und städtische Räte werden gewählt.
Es gibt ein Einkammerparlament als gesetzgebende Körperschaft, die Abgeordnetenkammer, welche 182 Sitze hat, von denen 20% für die Opposition reserviert sind. Diese spielt eine wachsende Rolle als Arena für Debatten über die nationale Politik. Sie ist aber so gut wie nie Urheber der Gesetzgebung und lässt Gesetze, welche von der Exekutive eingebracht werden, fast immer unverändert oder nur mit kleinen Änderungen versehen passieren.
Die Justizgewalt ist nominell unabhängig, reagiert aber auf Empfehlungen der Exekutive, besonders in politischen Fällen.
Das Militär spielt keine Rolle in der Politik.
Es gibt z.Zt. sechs zugelassene Oppositionsparteien.
Es gibt verschiedene beratende Körperschaften: Staatsrat, Sozial- und Wirtschaftsrat, Konstitutionsrat und den höheren islamischen Rat.
Tunesien ist das nördlichste Land Afrikas, nur 140 km von Sizilien entfernt, und erstreckt sich zwischen dem Mittelmeer und der Sahara, genauer gesagt zwischen 37°20? und 30°10? nördlicher Breite sowie zwischen 7°30? und 12° östlicher Länge. Es ist Bestandteil des Maghreb und mit einer Größe von 163.610 km² etwa halb so groß wie Deutschland. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung zwischen Cap Blanc und der Grenzstation Bordj el Khadra beträgt rund 897 km, die größte Ost-West-Ausdehnung zwischen der Insel Djerba und Nefta etwa 330 km.
Tunesien hat eine ca. 1.300 km lange Küstenlinie am Mittelmeer.
Der Nordwesten Tunesiens wird vom Tell-Atlas bestimmt. Parallel zu Tunesiens Nordküste verlaufen von der algerischen Grenze bis zur Bucht von Bizerte die Gebirgszüge der Kroumirie. Daran schließt sich nordöstlich das Mogod-Bergland an, welches im Cap Blanc ins Meer abbricht. Sie sind mit ihrer Höhe von 700-800 m (Kroumirie) und 300-400 m (Mogod) mit bewaldeten Mittelgebirgen vergleichbbar. Auf der dem Wind abgewandten Seite des Gebirges schließt sich das Talbecken des Medjerda an, dessen Unterlauf zur wichtigsten Agrarzone des Landes gehört.
Die Bergrücken der Dorsale verlaufen von Nordost (Cap Bon) nach Südwest (Djebel Chambi 1.544 m) in einer Länge von 220 km und bilden die Klimascheide zwischen dem mediterranen Norden und dem trockenen Steppenklima Mitteltunesiens.
Östlich der Dorsale entlang der Mittelmeerküste zwischen Hammamet und Skhira, Sousse und Sfax umschließend, ist der Sahel genannte Küstenstreifen, der dieses Land durch regenbringende Ostwinde sehr fruchtbar macht und unter anderem große Olivenbaumkulturen ermöglicht. Diese Kulturlandschaft wird seit der Antike intensiv genutzt.
Südlich der Dorsale schließt sich die Schottsenke (Chott El Djerid, Salzsee) an, die noch weiter südlich in die Wüste Sahara mit dem Großen Östlichen Erg übergeht.
Entlang des Mittelmeeres, etwa von Gafsa im Westen bis zur libyschen Grenze erstreckt sich die Djeffara-Ebene, welche durch das bis zu 600 m hohe Dahar-Bergland vom Erg getrennt ist.
In Tunesien stoßen mediterranes und arides Klima aufeinander. Die Niederschläge nehmen von Nord nach Süd ab und von West nach Ost leicht zu. Es lassen sich unterscheiden:
- der winterfeucht-sommertrockene Norden
- die vom welchselhaften Klima bestimmte zentraltunesische Steppenregion mit heißen Sommern, kalten Wintern und abnehmenden Niederschlägen
- die vom Meer beeinflusste Mittelmeerküste mit ausgeglichenerem Klima
- das Wüstenklima südlich der Schotts
Niederschläge fallen fast nur in den Wintermonaten und werden meistens von Tiefausläufern der weiter nördlich gelegenen Westwinddrift herangeführt. Im Sommer liegt das gesamte Land im Bereich der subtropischen Hochdruckzone welche die Tiefdruckgebiete der Westwinddrift um das Mittelmeer herumleitet.
Jedoch kann es in Ausnahmefällen auch im Sommer zu heftigen Regenfällen kommen, die vorher ausgetrocknete Oueds (Wadi) in reissende Ströme verwandeln.
Mit zunehmender Entfernung vom Mittelmeer weicht sein ausgleichender Einfluss einem kontinentalen Klima. Die extremsten Werte werden in der Sahara mit sommerlichen Temperaturen von 50 C° und Bodenfrösten im Winter erreicht.
Unerträgliche Hitze kann der in Tunesien Chehili genannte Schirokko (Saharawind) bringen.
Während im Norden die jährliche Niederschlagsmenge noch über 400 mm liegt und damit für einen erfolgreichen Regenfeldbau ausreicht, ist im Süden die Verdunstung stärker als die Niederschlagsmenge.
Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Die wenigen Christen sind meist europäischer Abstammung. Auf Djerba leben noch einige muslimische Kharidjiten sowie knapp 1.000 Juden. Auf der Halbinsel Djerba steht seit wahrscheinlich über 1.000 Jahren die Synagoge „La Ghriba“. „La Ghriba“ heißt übersetzt so viel wie „Die Bizarre“. Der Legende nach ist sie eine der ältesten Synagogen des Judentums. Jedes Jahr, am 33. Tag nach Passah (zeitgleich mit dem westkirchlichen Ostertermin), findet hier die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas statt. Zu dieser Wallfahrt werden Gläubige aus der ganzen Welt erwartet.