Die Polnische Küche ist bodenständig und den benachbarten Küchen deutschen, litauischen, ukrainischen, tschechischen, slowakischen und weißrussischen Küche nicht unähnlich, was Gewohnheiten und Bestandteile betrifft. In den letzten zehn Jahren haben sich einige Essgewohnheiten den westeuropäischen angepasst. So verschob sich bei den Selbstversorgern der ländlichen Bevölkerung (die polnische Landwirtschaft wird zu 50% privat auf kleinen Höfen betrieben) der Anteil der hinzu gekauften Nahrungsmittel von 1:5 auf 5:1 zu den selbst produzierten – was vor allem auf die erheblich bessere Versorgungslage zurückzuführen ist. Die Menge der Eigenproduktion hat deutlich abgenommen, nicht jedoch die Bandbreite. Generell wird aber immer noch erheblich mehr eingemacht als vergleichsweise in Deutschland.
Das Hauptgericht des Tages ist warm und wird zur Mittagszeit, d.h. in der Regel gegen 15:00 Uhr, gereicht. Es besteht im allgemeinen aus einer Suppe und dem Hauptgericht. Morgens und abends stellen Wurst und Käse zusammen mit Mischbrot die Grundnahrung dar, dabei werden die Beilagen extra gereicht und gegessen. Das Auflegen der Beilagen auf die Brotscheiben hat erst in den letzten Jahren zugenommen. Zu festlichen Gelegenheiten, besonders am Heiligen Abend, stellt ein mehrgängiges fleischloses Menü ein zentrales Ereignis dar. Dieses Menü hat oft zwölf Speisen, die den zwölf Jüngern Jesu gewidmet sind. Jeder Tischgast sollte dann von jeder Speise etwas probiert haben.
Getrunken wird in Polen sehr viel mehr Tee als Kaffee, nicht nur zum Frühstück, sondern auch am Nachmittag und am Abend. Neben Mineralwasser gibt es zu den Mahlzeiten häufig Kompottgetränke aus Obst.
Polen gilt als Land der Biere. Bier wird ausschließlich nach Pilsener Brauart gebraut. Fast jede größere Stadt hat eine eigene Brauerei. Bekannte Marken sind u.a. Zywiec, Okocim, EB, Lech oder Tyskie.
Wein wird in Polen immer beliebter, neben selbst angebauten wilden Sorten hat slowakischer trockener Rotwein einen besonderen Stellenwert. Mit dem Eintritt in die EU ist der Preis für Wein gefallen, jedoch sind europäische Marken noch immer relativ teuer. Bevorzugte Geschmacksrichtung bei Weinen ist halbtrocken bis sehr lieblich, nur einige Rotweinsorten werden trocken Ausgebaut bevorzugt.
Der Verbrauch von Branntweinerzeugnissen ist in den vergangenen Jahrzehnten geringer geworden. Bekannt ist Polen für seinen ausgezeichneten Wodka. Bekannte Marken sind: Chopin, Sobieski, Wyborowa, ?ubrówka (in Deutschland Grasovka genannt, da in jeder Flasche ein Halm des Büffelgrases enthalten ist). Eine Besonderheit ist Kräuterwodka.
- Bigos – Ein warmes Eintopfgericht aus im wesentlichen Sauerkraut und Weißkohl mit Fleisch oder Pilzen, verfeinert mit Tomatenmark und Pfeffer. Bigos ist auch wegen seiner Haltbarkeit beliebt und wird besonders im Winter gekocht.
- Barszcz – Rote Beete-Suppe, die aus der Tasse getrunken wird.
- Flaki – Eine schmackhafte Suppe mit in Streifen geschnittenem Kuhmagen, oft mit viel Pfeffer gewürzt, vergleichbar mit dem ostpreußischen Fleck oder den sächsischen Flecken.
- Pierogi – gekochte und/oder angebratene Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen wie z.B. Sauerkraut, Weißkäse, Pilzen, Fleisch, Obst & Früchten (vergleichbar mit den deutschen Maultaschen).
- Zurek – eine säuerliche Getreidesuppe mit unterschiedlichen Zutaten (gekochte Eier, Kartoffeln, Wurst)
Fleisch spielt noch immer eine wichtige Rolle. Polen hatte im Pro-Kopfverbrauch von Fleisch bis vor einigen Jahren eine weltweite Spitzenposition, bis es von den USA abgelöst wurde.
Polnische Würste sind auch bei uns bekannt, jedoch unterscheidet sich das in Deutschland unter gleichem Namen bekannte Produkt oft erheblich vom polnischen Ausgangsprodukt. Das gilt z.B. für Krakauer Würstchen. In einigen Gegenden Deutschlands wird darunter eine lange Grill- bzw. Bratwurst von etwa 2 cm Dicke verstanden. In Polen ist die „Krakauer“ eine kurze 4 – 5 cm dicke Trocken- bzw. Räucherwurst, welche vor allem als Aufschnitt zum Frühstück oder Abendbrot gereicht wird. Auch heute noch sind einige Wurstsorten, die in den meisten Einzelhandelsgeschäften zu bekommen sind, recht schmackhaft im Vergleich zu durchschnittlichen deutschen Wurstwaren. Dies mag mit der extensiven Schweinehaltung der vielen Kleinbetriebe zusammenhängen.
Die in Deutschland so begehrte polnische Mastgans zum Weihnachtsfest ist in Polen am Heiligen Abend nicht oder nur sehr selten anzutreffen. Das hängt mit der traditionellen katholischen Essenstradition am Heilig Abend kein Fleisch zu essen zusammen. Am 1. oder 2. Weihnachtstag findet man die Gans schon eher, wobei in den letzten Jahren der Truthahn (Pute) bevorzugt wird.
Beliebtester Fisch in Polen ist der Karpfen. Er wird besonders am Heiligen Abend verzehrt. Die Zubereitungsarten sind grenzenlos von gebraten über gekocht, in Aspik…
Weitere beliebte Fische sind neben Dorsch Heringe und Ostseelachs, aber auch die gesamte Breite der Süßwasserfische von Forelle, Wels, Zander, Hecht usw., der Aal spielt eher eine untergeordnete Rolle.
Eine Besonderheit stellt der Ostseefisch Kargulena dar, er gehört zur Familie der Dorschartigen und wird in Polen gerne paniert und gebraten verzehrt.
Neben Kartoffeln bildet Weißkohl das Hauptgemüse, gegessen werden jedoch auch viele weitere Gemüsesorten.
Gemüse wird in Polen noch immer voll durchgegart – die „bissfeste“ Zubereitung ist selten zu finden. Häufig wird gekochtes Gemüse mit in Butter angeröstetem Mehl (Einbrand) oder Semmelbröseln überstreut. Dies wird international als „auf polnische Art“ bezeichnet.
Gänzlich unbekannt in der polnischen Küche ist z. B. Grünkohl – er gilt hier als reines Schweinefutter und ist nicht für den menschlichen Verzehr gedacht. Gleiches gilt für Holunderbeeren, sie gelten als Unkraut und werden weder zu Saft noch anderweitig verarbeitet. Dagegen finden sich Aroniabeeren nicht in der deutschen Küche.
Pfannkuchen werden in Polen sowohl süß als Dessert wie auch als Beilage zu anderen Gerichten z.B. Barszcz gegessen. Kartoffeln werden am häufigsten gestampft zubereit. Pell- und Salz- bzw. Petersilienkartoffeln sind eher selten.
Hauptwürze ist in Polen der Majoran. Aber auch viele der bei uns bekannten Kräuter werden in der polnischen Küche verwendet. Unbekannt ist jedoch das Bohnenkraut.